Zucker im Vergleich mit alternativen Süssungsmitteln
Eine Frage, die mich sehr lange beschäftigt hat: Mit was süße ich nach meinem 8-Wochen-Programm?
An dieser Frage scheiden sich die Geister, denn es kommt immer darauf an, warum man auf Zucker verzichten möchte, auf welche Art Zucker man verzichten möchte und wie weit man selbst gehen möchte. Ich hatte das in meinem Resumee [KLICK] glaube ich ganz deutlich gemacht: Haushaltszucker kommt für mich nicht mehr in Frage! Also musste ein Vergleich her. Ich habe für mich wichtige Aspekte beleuchtet und meine Versuchskaninchen zu einem Testessen genötigt. An dieser Stelle noch einmal danke dafür. 😀
Ein Teig, 10 Süßungsmittel, 6 Versuchskaninchen.
Für meinen Vergleich habe ich Muffins gebacken. Die kann man nämlich sehr gut portionieren und somit unter gleichen Bedingungen zubereiten. Den Teig habe ich wie gewohnt zusammen gerührt, lediglich den Zucker habe ich dabei weggelassen. Die Rechnerei und Sauerei lasse ich jetzt mal außen vor. Es standen 10 unterschiedliche Süßungsmittel zur Auswahl, die man in jedem gut sortierten Supermarkt oder online finden kann.
Die Muffins wurden nach 5 unterschiedlichen Kriterien bewertet: Geschmack, Konsistenz, Optik, chemische Zusammensetzung und Preis. Ich habe viele unterschiedliche Umrechnungstabellen gefunden und mich dann für alle Muffins an eine gehalten, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
Reissirup, Rohrohrzucker, Kokosblütenzucker und Xylitol (Birkenzucker) wurden 1 zu 1 ersetzt. Stevia lediglich 1 zu 10 und alle Weiteren in einem Verhältnis von 5 zu 4. Aber los geht es mit dem Vergleich!
Geschmack
Den Haushaltszucker fanden alle sehr süß. Vielleicht hätten sie den zu erst probieren müssen, denn die Reaktion war eindeutig! Aber der Muffin schmeckte so, wie ein Muffin zu schmecken hat. Der Kokosblütenzucker hatte einen nussigen Nachgeschmack. Er war nicht zu süß, aber auch nicht unsüß (etwas wie Brot). Der Rohrohrzucker hatte eine angenehme Süße und einen ganz kurz nachwirkenden Eigengeschmack. Stevia schmeckte für niemanden nach Lakritze. Schon mal gut. 🙂 Aber der Muffin war nicht süß, sondern schmeckte eher wie Weißbrot. Xylitol (Birkenzucker) hatte einen extrem starken Eigengeschmack, schmeckte süß aber sehr künstlich.
Reissirup schmeckte im ersten Moment angenehm süß, dann eher wie ein Milchbrötchen. Der Muffin schmeckte neutral, nach nichts Besonderem und es blieb ein komischer Nachgeschmack. Agavendicksaft bildete kaum einen Unterschied zu Ahornsirup. Er war süß im Geschmack, allerdings blieb auch hier ein komischer Nachgeschmack über. Zuckerrübensirup schmeckte, da waren sich alle einig, wie Vollkornbrot. Absolut nicht süß, eher herb. Den Honig hatten alle herausgeschmeckt. Er hat einen sehr starken Eigengeschmack, schmeckte allerdings nicht so süß wie erwartet. Der Muffin mit Ahornsirup riechte wie Brot, hatte einen leicht süßen Geschmack. Was mich hier verwunderte, war der fehlende Eigengeschmack, den ich erwartet hätte.
Konsistenz
Der Muffin mit Haushaltszucker war schön locker, der Teig war jedoch im Vergleich sehr zähflüssig. Der Muffin mit Kokosblütenzucker, war der fluffigste von Allen. Mit Rohrohrzucker wurde der Muffin etwas zu fest. Stevia machte den Muffin sehr trocken und leider auch zu fest. Xylitol (Birkenzucker) machte den Muffin recht kompakt.
Mit Reissirup wurde der Muffin sehr weich, außen allerdings etwas fest. Der Muffin mit Agavendicksaft hatte eine gute Konsistenz, so wie ein Muffin sein sollte. Er war nicht zu fest, aber auch nicht krümelig und dazu noch sehr saftig. Mit Zuckerrübensirup wurde der Muffin sehr weich, etwas wie Gummi oder ein sitzengebliebender Kuchen. Honig machte den Muffin recht kompakt und feucht. Vielleicht auch ein bisschen glitschig. Der Muffin mit Ahornsirup wurde außen schön weich, innen jedoch fest und trocken. Die Teige mit den flüssigen Süßungsmitteln wurden etwas schleimig.
Optik
Eins steht fest: Die Muffins mit Haushaltszucker und Reissirup sagen hervorragend aus. So wie ein Muffin auszusehen hat. Kokosblütenzucker, Rohrohrzucker und Honig machten den Muffin recht dunkel, doch nicht so dunkel wie Zuckerrübensirup. Der sah fast so aus wie ein Vollkornbrot. Stevia und Agavendicksaft ergaben einen sehr hellen Muffin. Ahornsirup und Xylitol (Birkenzucker) wurden nicht ganz so hell.
Chemische Zusammensetzung
Die Zusammensetzung von Haushaltszucker hatte ich zu Beginn meines Projektes bereits kurz angeschnitten. Er besteht zu 50% aus Glucose (Traubenzucker) und 50% Fructose (Fruchtzucker). Die Fructose wird im Körper anders verarbeitet als Glucose und kann so zu Fetteinlagerungen führen. Lest Euch dazu gerne das Interview mit Dr. Loh durch [KLICK].
Bei dem Projekt geht es darum den Fructose Wert möglichst gering zu halten, da er das „schlechte“ für unseren Körper ist. Ich rede hier nicht von der Fructose, die in Obst & Gemüse enthalten ist! Die kommt mit wichtigen Ballaststoffen und Mineralien einher und wird vollkommen anders verarbeitet als die im Zucker enthaltene Fructose. Daher werde ich darauf im Speziellen eingehen.
Den höchsten Fructose Anteil mit knapp 90% hat Agavendicksaft. Er ist als alternatives Süßungsmittel sehr beliebt, hilft in dieser Hinsicht allerdings nicht weiter. Mit der gleichen Zusammensetzung wie Haushaltszucker stehen Rohrohrzucker und Zuckerrübensirup an zweiter Stelle der Auflistung. Auch hier sind 50% Fructose enthalten. Ähnlich der Zusammensetzung des Haushaltszuckers, kommt direkt der Kokosblütenzucker. Mit ungefähr 40% Fructose Anteil ist er leider nicht besser. Ein positiver Aspekt sind die vorhandenen Mineralstoffe. Ebenfalls circa 40% Fructose sind in Ahornsirup und Honig enthalten. Doch hier sind verhältnismäßig viele Mineralstoffe und Vitamine enthalten.
Bleiben noch Stevia, Xylitol (Birkenzucker) und Reissirup über. Alle drei haben einen sehr geringen bis gar keinen Fructose Anteil. Sehr gering bedeutet in diesem Fall < 0,1 g auf 100 Gramm. Das klingt doch schon mal vielversprechend. 🙂
Preis
Das Preisgefüge ist sehr unterschiedlich. Gerade die, in Hinblick auf den Fructose Gehalt, gesunden Austauschstoffe sind sehr teuer. Ich habe alles auf 500 Gramm hoch- bzw. runtergerechnet um einen direkten Vergleich zu erhalten.
Haushaltszucker: 0,75 € (Südzucker)
Zuckerrübensirup: 1,43 € (Grafschafter)
Rohrohrzucker: 1,49 € (Rewe)
Agavendicksaft: 4,13 € (Rewe Bio)
Honig: 5,31 € (Bergsträßer Blütenhonig)
Reissirup: 5,41 € (Frusano)
Xylitol: 7,49 € (Eurovera)
Kokosblütenzucker: 8,74 € (Morgenland)
Ahornsirup: 9,90 € (Alnatura)
Stevia: 21,93 € (BFF) (Hier sollte jedoch noch beachtet werden, dass man erheblich weniger Stevia braucht! Verhältnis 1 zu 10)
Fazit
Auch wenn Reissirup im Vergleich recht teuer ist, wird es für mich das Süßungsmittel, mit dem ich in Zukunft süßen möchte. Zum einen schmecken mir die mit Reissirup gesüßten Kuchen und ich fühle mich gut damit. 🙂
Zuerst wollte ich auch Xylitol in Erwägung ziehen, da es auch eine kariogene Wirkung hat. Doch mir ist das Risiko zu hoch, dass eines meiner Tiere stirbt, weil es einen Krümel gegessen hat. Anfangs dachte ich, dass Kokosblütenzucker mein Süßungsmittel wird, aber dann hätte ich mir das alles auch sparen können. Und dort möchte ich auch keinen Fall mehr zurück.
Im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, warum er auf Dies oder Das verzichtet. Mir geht es mit dem Verzicht auf Haushaltszucker und zugesetzten Zucker sehr gut. Daher möchte ich für mich alle möglichen Alternativen abwägen und habe dies mit diesem Versuch getan.
Nun freue ich mich auf Eure Erfahrung mit den unterschiedlichen Süßungsmitteln und bin gespannt, was ihr zu sagen habt. 🙂
Macht es euch schön ♥
Nadine
Comments (10)
Krisi von Excusemebut…
24. März 2016 at 9:34
Wow das ist ja interessant, und was für eine Arbeit=) Ich habe verschiedenen Süssungsmittel im Haus und passe es immer den Rezept nach Gefühl an. Birkenzucker, Ahornsirup, Kokosblütenzucker oder Reissirup habe ich in letzter Zeit immer im Haus=)
Liebe Grüsse,
Krisi
nadine
24. März 2016 at 13:10
War eine kleine Sauerei, ja. 😀
Es schadet sicherlich nicht, die ein oder andere Alternative im Haus zu haben. 🙂
MaLu’s Köstlichkeiten
24. März 2016 at 15:18
Ein sehr interessanter Exkurs, Nadine! Vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.
Liebste Grüße Maren
nadine
25. März 2016 at 8:34
Das freut mich, dass es dir gefällt Maren! Danke dir. 🙂
Ina Applethree
24. März 2016 at 21:15
Ein super interessanter Post! Danke für das wissenschaftliche Zucker-Experiment 🙂 Find ich klasse!!
Liebe Grüße, Ina
nadine
25. März 2016 at 8:34
Danke dir Ina! Es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefällt. 🙂
Eva von evchenkocht
25. März 2016 at 11:18
Hi Nadine,
da hast du ja ne ganz schön süße Party geschmissen! Finde es auch super, dass du dir Gedanken machst wie es nach der zuckerfreien Zeit „sinnvoll“ weitergeht! Toll finde ich den direkten Zuckervergleich! So kann man gleich sehen wie sich die unterschiedlichen Möglichkeiten auswirken! Und findet auch mal geschmacklich Alternativen! Schöner Artikel!
Liebe Grüße,
Eva
nadine
29. März 2016 at 9:07
Danke dir Eva für deinen lieben Kommentar! Es freut mich sehr, dass dir der Vergleich gefällt und du ihn sinnvoll findest. 🙂
Einige mögen die Süße von Reissirup nicht, aber ich finde sie genau Richtig. Geschmäcker sind ja unterschiedlich und meine Zuckerschnuten sind eben richtig Süßes gewöhnt. 🙂
Nancy
4. April 2016 at 21:44
Hey Nadine,
Ich finde dein Beitrag super interessant. Vielen dank, dass du dir die mühe gemacht hast. Ich benutze nur noch zum backen am Sonntag (für meinen Blog) normalen haushaltzucker.. ansonsten bin ich auch komplett umgestiegen. Bei Torten etc. Habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht getraut diesen zu ersetzen. Vielleicht werde ich das jetzt mal versuchen 🙂
LG Nancy
nadine
5. April 2016 at 19:39
Hallo Nancy,
es freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat! An Torten ohne Zucker werde ich mich auch noch versuchen, bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis. 🙂
Werde dann natürlich davon berichten!
Liebe Grüße
Nadine